Beim dritten Auftritt in Neustadt/Orla kassierten unsere Preußen wieder drei Gegentreffer und konnten erstmals kein Tor erzielen. Stattdessen legte unsere Abwehr dem Gastgeber schon früh zwei Tore selbst auf, welche schlussendlich nicht revidiert werden konnten, auch wenn genügend Möglichkeiten dafür vorhanden waren. Niederlagen sind in der Regel nicht leicht zu akzeptieren und jedes Fußballspiel ist eigen, aber dieses war eigenartig.
Kurzfristig stieg die Partie auf dem neuen Neustädter Kunstrasen, der seine Thüringenliga-Premiere erlebte, so dass ein kampfbetontes Spiel zu erwarten war. Unsere Mannschaft legte gut los. Bereits in Minute Zwei hätte Fischer eine Eingabe von Schleip frei vor Keeper Paul nur noch über die Linie drücken brauchen, stattdessen bekam er einen herben Stoß in den Rücken von Grimm und landete statt dem Ball beinahe selbst im Tor. Aus Preußen-Sicht ein klarer Strafstoß, doch weit gefehlt. Ehe unsere Elf mit den Gedanken auf dem Platz war, lag sie dann selbst 0:1 hinten und das auf kuriose Art und Weise. Patzer spielte den Ball im Torraum mit dem Fuß zu Meißner, der legte ihn sich mit der Hand auf die Torraumlinie. Schiedsrichter Vogt wertete den ersten Kontakt von Patzer bereits als Abstoß und zeigte zum Entsetzen auf den Elfmeterpunkt. Grau nahm das Geschenk an und schoss den Ball energisch in die freie Ecke zur Führung für Blau-Weiß. Da kriegst du vorn einen klaren Elfmeter nicht und hinten knallt dir so ein Ding um die Ohren. Einige erinnerten sich im Nachgang an das letztjährige Champions-League-Spiel Arsenal gegen den FC Bayern, als Schiedsrichter Nyberg die identische Szene nicht mit einem Elfmeter ahndete und stattdessen sagte: „Das ist ein Kinderfehler, das pfeife ich nicht.“ Nun kann man sich je nach Auslegung auf die eine oder andere Seite schlagen, wir lassen es mal so stehen und machen Schiedsrichter Vogt in dieser Szene keinen Vorwurf ob der angewandten Regelauslegung.
Unser Team verdrängte diesen ärgerlichen Rückstand zunächst und spielte entschlossen nach vorne. Schleips Schlenzer brachte keinen Erfolg und flog knapp am langen Pfosten vorbei. Beinahe hätte Dolzer mit einem Kopfball nach einer Ecke den Ausgleich gemacht, der Ball fand jedoch vom Innenpfosten nicht den Weg ins Tor. Stattdessen kam wiederum Neustadt in den Vorwärtsgang und Patzer musste sich beim Abschluss von E. Walther mächtig strecken, bekam den Heber aber in die Finger. Wenig später klingelte es allerdings zum zweiten Mal in unserem Kasten. Unser Vorstopper konnte die Kugel in der Luft nicht resolut klären, der Ball kam auf Außen und die Neustädter Eingabe fälschte Pawlak äußerst unglücklich in die kurze Ecke zum 2:0 ab. Nach diesen beiden Nackenschlägen hatten unsere Preußen zwar noch den einen oder anderen vorwärtsdrang, das Neustädter Tor schien aber schon vor der Pause wie vernagelt zu sein. Und so sollte es auch nach dem Seitenwechsel bleiben.
Hier erarbeitete sich unsere Elf ein großes Plus an Chancen, schnürte die Gastgeber regelrecht in ihrer Hälfte ein, nur der Ball wollte einfach nicht rein. Die wohl größte Möglichkeit zum Anschluss verzog Schleip flach mit rechts am langen Pfosten vorbei. Letzte Woche besorgte er aus dieser Position noch den Siegtreffer, dieses Mal sollte es nicht sein. Auch Schack per Volleyabnahme, Fischer per Dropkick drüber oder Schleip mit dem Kopf fanden nicht den finalen Torjubel. Nicht nur wegen der vergebenen Torgelegenheiten rauften sich alle Preußen die Haare. Auch der Schiedsrichter trug zur Entrüstung bei. Wäre die Situation nicht konsternierend genug gewesen, hätten einige Entscheidungen durchaus in einer großen Komödie mitspielen können. Beispielsweise räumte ein Neustädter seinen eigenen Mitspieler an der Mittellinie ab, der Freistoßpfiff erfolgte völlig irrwitzig für Blau-Weiß. Als sich unser Coach ganz normal darüber beschwerte, gab es die Gelbe Karte für Thomas Wirth.
Auch wenn wir anfangs selbst Slapstick spielten, passte sich der Unparteiische in der zweiten Halbzeit nahtlos daran an und die Gastgeber konnten sich öfters ein Lachen nicht verkneifen. Trotzdem müssen wir uns ob der Niederlage mal wieder an die eigene Nase fassen. Als Engels Fernschuss kurz vor dem Ende durch Neustadts Paul aus dem Winkel gekratzt wurde, war klar, dass hier nichts mehr geht. Stattdessen spielten die Hausherren noch ein letztes Mal energisch nach vorne und kombinierten sich in den Strafraum. Zu allem Überfluss wurde unser Schlussmann beim 3:0 durch Künzel noch getunnelt. Immerhin lobte uns der Kontrahent als starken Gegner und auch unser Trainer fand lobende Worte, denn die herausgespielten Torchancen hätten unter normalen Umständen mindestens für einen Punkt gereicht. Die beiden Eigentore innerhalb der ersten halben Stunde waren unterm Strich aber der Genickbruch in dieser Partie und allein eine zufriedenstellende Spielleistung bringt eben nicht immer Punkte. Hoffen wir, dass es nächste Woche in Geraberg besser aussieht. Geratal verlor ebenfalls 0:3 in Saalfeld, so dass unsere Preußen zumindest nicht chancenlos beim kommenden Gegner sind.
Tore: 1:0 Grau (7./Handelfmeter), 2:0 Pawlak (30./Eigentor), 3:0 Künzel (90.+1)
Zuschauer: 199
Preußen: Patzer, Meißner (36. Rösener), Noak, Dolzer, Linz (75. Harbauer), Pawlak, Fernschild (75. Aliyev), Schack, Fischer (82. Engel), Weißenborn, Schleip
weiter im Kader: Gath, Schaffel, Seifert